Strohblond ist sie und „urdeutsch“ wie sie von sich sagt und – sie ist Jüdin. Frau K. aus Alzenau besuchte den „Reli“-Unterricht der PGS. Die Referentin stellte sich den Fragen, die die Klassen 8RM und 7M zusammen mit Religionslehrer Herr Becker zuvor erarbeitet hatten. Ihr ebenfalls weißblonder 5-jähriger Sohn war auch dabei und assistierte der Mama mit Feuereifer.
Mitgebracht hatten sie besondere Lebensmittel. Die Schüler konnten raten, ob das jeweilige Produkt „koscher“, somit rituell rein sei oder nicht. Das Gespräch drehte sich zudem darum, wie heilig die Torah, also die fünf Bücher Mose für Juden sind und die jüdischen Feiertage. Feste feiern können die Juden, das haben die Schüler gelernt. Zum Beispiel am wöchentlich stattfindenden Shabbat: An dem jüdischen Ruhetag, der Freitagabend nach Sonnenuntergang beginnt und bis Samstag dauert, darf überhaupt keine Arbeit verrichtet werden und jüdische Geschäfte sind geschlossen. „Falls man trotzdem mal einkaufen muss, geht man notfalls in arabisch-muslimische Läden“, sagt augenzwinkernd Frau K., „andersrum machen sie es an ihren Festtagen genauso“. Die Alzenauerin kann man im Rahmen der Aktion „Rent a Jew“ „mieten“ – und das hat die PGS getan.
Die Intention von „Rent a Jew“ („Miete einen Juden“): Es gibt über 200.000 Juden in Deutschland, doch die Wenigsten hierzulande kennen einen Juden persönlich. Das möchte „Rent a Jew“ ändern, indem die Organisation Begegnungen zwischen Juden und Nichtjuden ermöglichen – „und zwar fern von Klischees und Stereotypen“, heißt es auf der Website, mit „Rent a Jew“ werde es möglich, „miteinander statt übereinander zu reden, Fragen auf beiden Seiten zu beantworten und Vorurteile abzubauen“.
Rent a Jew vermittelt Juden wie Frau K. für Besuche in Schulen, Volkshochschulen, Universitäten oder Kirchengemeinden. Die jüdischen Teilnehmer sind bunt wie das Judentum. Sie sind keine professionellen Referenten oder Experten für Politik und Religion, sondern Menschen von nebenan mit ihren ganz persönlichen Geschichten und Meinungen.
Warum „Rent a Jew“? Autos kann man mieten, aber Juden? Das mag zunächst verletzend klingen. Schließlich behaupten Antisemiten seit Hunderten von Jahren, dass Juden weniger wert seien als andere Menschen. „Wir sind es leid, solche Zuweisungen zu hören“, heißt es auf der Website, „und wir glauben, dass Humor gemischt mit ein bisschen Chuzpe (Dreistigkeit) das beste Mittel ist, um alte Klischees und Vorurteile zu widerlegen und zu zeigen, wie absurd sie sind“.
Weitere Infos: www.rentajew.org
Von C. Becker